Prof. Norbert Bolz über Meinungsfreiheit, Diskriminierung, Lüge und die Diskussion um Dr. Thilo Sarrazin, über die „politische Klasse“, „Deutschland schafft sich ab“, und Zurechtweisung an die Adresse von Herrn Wowereit.
Prof. Bolz durchbrach die TV-Routine und die Diskussions-Routine als er sagte:
„Die Situation ist so, dass die Mehrheit der Bevölkerung dankbar dafür ist, dass ein Krawallmacher – nennen wir ihn meinetwegen einen Krawallmacher – endlich einmal Tabus durchstößt und Formulierungen wagt, die bei uns wirklich verboten sind.
Wir leben weit entfernt von Meinungsfreiheit. (…) Zur Meinungsfreiheit gehört fundamental der Respekt vor Andersdenkenden. Und ich sehe nirgendwo auch nur den Ansatzpunkt eines Respekts vor dem, was andere, die nicht „politisch korrekt“ denken, sagen und veröffentlichen.
Und das fehlt unserer Diskussion dringend. Die Leute draußen merken das.
Und ich kann es Ihnen voraussagen: Es werden immer mehr!
Ich bin fest davon überzeugt, dass das eine Art Geschichtszeichen ist,
dieses Buch von Sarrazin. Und zwar nicht weil es eine hohe Qualität hat. Sondern weil es eine Auslöserfunktion hat.
Die Leute lassen sich nicht länger für dumm verkaufen und sie lassen sich nicht länger zum Schweigen bringen. Das hat Sarrazin auf jeden Fall erreicht. Ob das nun geschickt war, ob das Krawall war, ob es vielleicht auch rassistisch war, spielt gar keine Rolle. Das entscheidende ist, dass die Leute nicht mehr bereit sind, sich von der politischen Klasse und von besonders arroganten Neuen Jakobinern, auch in den Feuilletons, den Mund verbieten zu lassen.
Und das ist ein riesengrosser Gewinn für unsere Gesellschaft.“