Will jetzt jemand in die AfD ein „Loch sprengen“ oder eher die AfD „in ein Loch sprengen“?
Bericht ist von Extra 3 vom 16.5.1986.
Sind dem bundesdeutschen Staat gesetzeswidrige Geheimdienst-Operationen im Inneren zuzutrauen? Um diese Frage beantworten zu können, hilft ein Blick auf die Affäre »Celler Loch«. Der Name entstand, nachdem eine Bombe an der Außenmauer der JVA Celle auf Anweisung und Planung des niedersächsischen Verfassungsschutzes am 25.7.1978 gezündet wurde, angeblichen um den RAF-Häftling Sigurd Debus zu befreien. Die Meldung an die Öffentlichkeit war eindeutig, so gab Manfred Nitzschmann, Leiter der Abteilung Staatsschutz im LKA, zwei Tage nach der Explosion bekannt, dass nach dem Stand der Ermittlungen davon ausgegangen werden müsse, dass die Täter im Bereich der Unterstützer oder der Sympathisanten-Szene der terroristischen Gewalttäter zu suchen seien. Drei Tage später erscheint das erste Fahndungsfoto des Verdächtigten Klaus-Dieter Loudil. Die politisch verantwortlichen Mitwisser schwiegen beharrlich, bis der Journalist Ulrich Neufert 1986 seine Recherchen zu dem Fall veröffentlicht. Auch jetzt keine Wahrheit von staatlicher Seite, die Gefahr politischer und juristischer Konsequenz vor Augen verdrehte man die Geschichte so weit wie möglich. Der niedersächsische Innenminister Egbert Möcklinghoff bestätigte weitgehend die Nachrichten und machte darauf aufmerksam, dass die Aktion aber entgegen der Feststellungen der Zeitung ein großartiger Erfolg gewesen sei. Auf diesem Zug sprang auch der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht, der auf einer eilends einberufenen Pressekonferenz im Niedersächsischen Landtag vor Journalisten meinte, die Landesregierung habe nichts zu verbergen. Das am 7. Mai 1986 eingeleiteten Ermittlungsverfahren gegen die Beteiligten an der Sprengung wird tags darauf wieder eingestellt, da sich in den Augen der Lüneburger Staatsanwälte keine Anhaltspunkte für Straftaten ergeben.
Quelle:
Lehmann, Helge: Die Todesnacht in Stammheim – Eine Untersuchung, Pahl-Rugenstein (Hrsg.), 1. Aufl., 2011